
Shiatsu – Die wohltuende Heilmassage aus Japan
Können Schmerzen und Erkrankungen durch eine simple Massage erfolgreich behandelt werden? Was wie Hokuspokus erscheint, soll die fernöstliche Heilmassage Shiatsu ermöglichen. Indem bei dieser Therapie statt der Symptome das gesamte ‚System Mensch‘ behandelt wird, können sich verschiedenartigste Schmerzzustände, Funktionsstörungen und sogar Krankheiten bessern. Wie das möglich ist, wie eine Shiatsu-Behandlung konkret aussieht und bei welchen Symptomen sie weiterhelfen kann, erfahren Sie im folgenden Beitrag.
Definition: Was ist eine Shiatsu-Massage?
Shiatsu ist eine japanische Behandlungstechnik, die auf dem Konzept der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) beruht. Eine Shiatsu-Behandlung, die von Experten eher als therapeutische Körperarbeit denn als Massage verstanden wird, kann vorbeugend – zur allgemeinen Gesunderhaltung – sowie zur Linderung von Beschwerden und Schmerzen eingesetzt werden. Shiatsu bedeutet wörtlich übersetzt „Fingerdruck“, wobei „Shi“ für „Finger“ und „atsu“ für „Druck“ steht.
Shiatsu beruht auf den Prinzipien der Traditionellen Chinesischen Medizin
Die Ursprünge der Shiatsu-Körperarbeit liegen zum einen in der chinesischen Massage „Tuina“, die mit der Traditionellen Chinesischen Medizin bereits im neunten Jahrhundert nach Japan gelangte und dort die eigene traditionelle Heilmassage, die „Amma“, stark beeinflusste. Daher geht man beim Shiatsu wie bei der TCM davon aus, dass ein nicht sichtbares Netz von Energieleitbahnen den menschlichen Körper durchzieht. Diese Leitbahnen werden auch als „Meridiane“ bezeichnet.
Das Konzept von Shiatsu
Krankheiten können durch Blockaden im Energiefluss entstehen
Beim Shiatsu sowie in der TCM, die in China bereits seit über 2000 Jahren erfolgreich praktiziert wird, geht man davon aus, dass im Falle einer Krankheit die Lebensenergie, das sogenannte „Qi“ (chinesisch) oder „Ki“ (japanisch), das im Körper zirkuliert, an bestimmten Punkten im Meridiansystem ins Stocken geraten ist. Dadurch kommt es dann zu Funktionsstörungen, beispielsweise der Organe, und somit können Erkrankungen entstehen. Doch Blockaden im Energiefluss können nicht nur zu körperlichen Beschwerden führen, sondern auch das seelische und geistige Wohlbefinden beeinträchtigen.
Sowohl in einer Shiatsu-Behandlung als auch in einer Therapie der TCM (etwa Akupressur oder Akupunktur) versucht man, diese Blockaden im Meridiansystem aufzulösen und somit Beschwerden, etwa in einem Organ, vorzubeugen, sie zu lindern beziehungsweise zum Abklingen zu bringen. Neben den Energieblockaden kommen aber auch andere Ursachen für Erkrankungen infrage, beispielsweise das Älterwerden und der damit einhergehende Verschleiß des Körpers oder ein länger andauernder, ungesunder Lebensstil.
Ganzheitliche Betrachtung des Menschen
Im Gegensatz zur westlichen Medizin, die im Wesentlichen die Symptome einer Erkrankung behandelt, verfolgt man im Shiatsu einen ganzheitlichen Heilungsansatz. Es wird demnach nicht nur die erkrankte Stelle behandelt, sondern es wird geschaut, wo im Energieflusssystem des ganzen Menschen Blockaden vorkommen. Jedes Organ ist im Shiatsu mit einem Meridian verbunden. Besteht beispielsweise ein Gesundheitsproblem am Magen, wird dieses Organ beim Shiatsu über den dazugehörigen Meridian behandelt. Durch Stimulation des sogenannten Magen-Meridians kann so auch das Organ selbst in seiner Funktionsweise positiv beeinflusst werden, sodass Beschwerden gelindert werden oder ganz verschwinden können.
Die Shiatsu-Behandlung
Das Ziel einer Shiatsu-Behandlung ist es, die beim Menschen ins Stocken geratene Energie wieder in den Fluss zu bringen, die Selbstheilungskräfte zu aktivieren und Erkrankungen vorzubeugen oder bestehende Beschwerden wie Schmerzen oder chronische Erkrankungen zu lindern.
Die Shiatsu-Technik: Mit Druck und Zug Blockaden lösen
Um die Blockaden aufzulösen, setzt der Shiatsu-Praktiker seine Finger, Hände, Ellbogen, Knie oder Füße ein und drückt, knetet, reibt oder dehnt die entsprechenden Körperpartien. Dabei arbeitet er nicht so sehr mit seiner Muskelkraft, sondern erzeugt den Druck vielmehr mit seinem Körpergewicht, indem er die Schwerkraft nutzt. Anders als bei der Akupunktur wird beim Shiatsu nicht ein bestimmter Punkt im Meridiansystem stimuliert, sondern die gesamte Leitbahn. Die wichtigsten Techniken beim Shiatsu sind folgende:
- das Kreisen: in kreisenden Bewegungen (im Uhrzeigersinn) wird mit beiden Handflächen leichter Druck auf die zu behandelnde Stelle ausgeübt
- das Greifen: ein Arm oder ein Bein wird oben umfasst und mit der Hand so oft entlang der Extremität gedrückt, bis man am Handgelenk oder Knöchel angekommen ist
- die Daumentechnik: da der Daumen der kräftigste Finger ist, wird er im Shiatsu bevorzugt dann eingesetzt, wenn intensiver Druck erforderlich wird
- Dreifingertechnik: der gleichzeitige Einsatz von Zeige-, Mittel- und Ringfinger ist zur Erzeugung von Druck ebenfalls sehr effektiv
Shiatsu Wirkung
Shiatsu wirkt laut Experten ganzheitlich, also auf körperlicher, seelischer und geistiger Ebene. Daher kann damit ein breites Spektrum an Beschwerden, Erkrankungen und Schmerzzuständen behandelt werden. Zudem wird die japanische Heilmethode, die in Japan seit 1952 anerkannt ist, nicht nur zu Therapiezwecken eingesetzt, sondern auch zur Vorbeugung von Erkrankungen und Beschwerden. Shiatsu:
- wirkt beruhigend und entspannend
- regt die Selbstheilungskräfte an
- wirkt belebend
- hält den freien Energiefluss aufrecht (Vorbeugung von Beschwerden und Erkrankungen)
- harmonisiert den Energiefluss im Körper
- fördert Vitalität und Wohlbefinden
- erhöht die Stressresistenz
- reduziert Schmerzen
- verbessert lokale Bewegungseinschränkungen
- verbessert Selbstwahrnehmung und Selbstachtsamkeit
- kann Veränderungen im Lebensstil bewirken
- kann die geistige Leistungsfähigkeit und Konzentrationsfähigkeit anregen
Bei welchen Beschwerden und Erkrankungen kann Shiatsu helfen?
Die Shiatsu-Massage ist als ganzheitliche Therapiemethode dazu in der Lage, Blockaden auf geistiger, seelischer und körperlicher Ebene aufzulösen. Sie vermag es also, nicht nur zahlreiche körperliche Beschwerden zu lindern, sondern auch Beeinträchtigungen im seelischen und geistigen Bereich zu beheben. Eine Shiatsu-Behandlung ist laut Experten und auch aufgrund von Aussagen von bereits behandelten Klienten therapiebegleitend oder als alleinige Therapie unter anderem hilfreich
bei Beschwerden am Bewegungsapparat wie:
- Rückenschmerzen
- Schulterschmerzen
- Gelenkschmerzen
bei funktionellen Störungen wie:
- Atembeschwerden (z. B. Asthma)
- Magenproblemen
- Verdauungsbeschwerden
- Kopfschmerzen
- Menstruationsschmerzen
- Hormonstörungen
- bestimmten, leichteren Herz-Kreislauf-Beschwerden
bei psychischen Beschwerden/Problemen wie:
- allgemeinem Unwohlsein
- Müdigkeit
- Abgeschlagenheit
- Depression
- Burnout
- posttraumatischer Belastungsstörung
- stressbedingten Beschwerden (etwa Unruhe)
- Angststörungen
- Lebenskrisen (etwa Beziehungskrisen)
- Schlafstörungen
bei chronischen Erkrankungen.
Shiatsu hilft besonders bei Regulationsstörungen des Körpers
Shiatsu wirkt laut Fallstudien und Aussagen vieler behandelter Klienten vor allem bei Beschwerden, die ihre Ursache in einer Störung der natürlichen Selbstregulierung (etwa einer Störung des Energie-, Nerven-und Hormonsystems) haben. Dazu zählen etwa Schlafstörungen, Verdauungsprobleme, Menstruationsbeschwerden oder Asthma oder Immunschwäche. Shiatsu-Behandlungen fördern nicht nur Regenerations- und Genesungsprozesse, sondern erhöhen auch die allgemeine Stressresistenz (Resilienz) eines Menschen.
Genaue Wirkungsweise von Shiatsu unklar
Der genaue Wirkmechanismus einer Shiatsu-Massage ist aufgrund der dünnen Studienlage zu diesem Thema noch nicht bekannt. Auch kann der wissenschaftliche Nachweis zur Wirkungsweise von Shiatsu laut Schweizerischem Shiatsu-Verband nicht so leicht erbracht werden, da beim Shiatsu aus methodischen Gründen keine Doppelblindstudien durchgeführt werden können, die aber als der Maßstab schlechthin für wissenschaftliche Evidenz gelten.
Der Hamburger Arzt und erfahrene Shiatsu-Praktiker Wilfried Rappenecker mutmaßt aber, dass „das sensomotorische System des Menschen die aufeinander folgenden Reize des Tiefenkontaktes benutzt, um sich in noch unbekannter Weise zu reorganisieren. Die Wirkung auf das System der Faszien scheint dabei eine zentrale Rolle zu spielen. Dabei wird das parasympathische System aktiviert. Dies wird von dem Patienten als tiefe Ruhe und Entspannung erlebt.“
Im Shiatsu begreift man Krankheit auch als Folge eines ungünstigen Gesamtzustands
Shiatsu begreift eine Erkrankung oder Beschwerde nicht immer nur als Folge einer lokalen Funktionsstörung oder einer isolierten Erkrankung eines Organs, sondern in vielen Fällen als Ausdruck einer bestimmten Gesamtsituation eines Menschen. Ausgehend von dieser Annahme kann eine Heilung nur dann erfolgen, wenn es zu einer Veränderung im gesamten System des Menschen kommt.
Überzeugung im Shiatsu: Harmonisierung des Energieflusses kann zu Gesundheit führen
Diese Veränderungen im System – Stellen mit einem Mangel an Energie (Kyo) werden mit Energie versorgt; Stellen mit zu viel Energie (Jitsu) werden harmonisiert – durch eine Shiatsu-Massage im Körper angestoßen. Die Lebensenergie kann dann wieder frei fließen, die Selbstheilungskräfte werden dann wieder aktiv, eine Heilung beziehungsweise Linderung von Symptomen wird möglich. Dabei wird im Shiatsu weniger das Muskelgewebe angesprochen, sondern eine tiefere Schicht, in der die Shiatsu-Experten den Fluss der Lebensenergie eines Menschen ansiedeln.